Labradorhündin als “ehrenamtliche Helferin” in Erfurter Hospiz

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Tami ist eine Labradorhündin. Zwei- bis dreimal in der Woche kommt sie seit September in das christliche Hospiz “St. Martin” nahe des Katholischen Krankenhauses. Doch nie länger als zwei Stunden. “Mehr Zeit schafft ein Hund nicht den natürlichen Trost”, sagt Besitzerin Monika Stark, die gelernte Krankenschwester. Sie hat einige Jahre in Erfurt und in Bad Berka auf Palliativstationen gearbeitet, bis die Gesundheit sie zu einem Stopp zwang.

“Ich will mich aber weiter für Menschen engagieren, wenn das Leben sichtbar endlich geworden ist”, erklärt sie ihre ehrenamtliche Arbeit im Hospiz. Sie ist eine von 16 ehrenamtlichen Helferinnen dort, die unter anderem hauswirtschaftliche Aufgaben übernehmen oder aber Musik- und Kunsttherapie anbieten. Sie sind zwischen 18 und 50 Jahre alt.

Im Hospiz “St. Martin” mit seinen zehn Plätzen wurden seit Eröffnung im vergangenen Jahr bislang 200 Menschen begleitet. “Durchschnittlich waren sie 22 Tage bei uns zu Gast”, so Hospiz-Geschäftsführer Sebastian Wehlisch gegenüber unserer Zeitung.

Manche sind einige Monate im Hospiz untergebracht, andere nur wenige Tage. Die Bewohner sind zwischen 12 und 90 Jahre alt. Die wenigsten werden wieder entlassen. “Das passiert nur, wenn eine unerwartet gute Besserung der Gesundheit eintritt”, so Wehlisch.

90 Prozent der Kosten zahlt die Kasse

16 Schwestern, Pfleger und Seelsorger arbeiten unter der Leitung von Gabriele Gnotke. “Wenn es nötig ist, sind wir der enorm vielen Arbeit ruhig und ausschließlich unseren Gästen zugewandt”, erklärt sie. Auf einen Patienten kommt rechnerisch eine Schwester oder ein Pfleger, Betreuung gibt es 24 Stunden am Tag.

Bezahlt wird der Aufenthalt im Hospiz von den Krankenkassen – zu 90 Prozent. Ein Tag Aufenthalt kostet 212 Euro. “Deshalb müssen wir jährlich 65.000 Euro durch Spenden zusammenbekommen”, sagt Sebastian Wehlisch. In diesem Jahr fehlen noch 25.000 Euro.

Wer im Hospiz für schwerstkranke Angehörige anruft, wird auch dann nicht abgewiesen, wenn alle Plätze belegt sind. “Wir versuchen dann nach Bad Berka oder zum ambulanten Pflegedienst oder aber in Palliativstationen zu vermitteln”, versichert Sebastian Wehlisch. Die Krankenkassen entscheiden innerhalb von zwei bis drei Tagen über den Antrag auf Einweisung in dieses Hospiz. Denn es ist Eile geboten.

Tami wird seit Juli als Therapiebegleithündin ausgebildet. Monika Stark hat ein Konzept für die Arbeit im Hospiz geschrieben. “Die Hündin bildet eine Brücke zu den Kranken und lädt zu Nähe und Kontakt ein”, erlebt sie.

Im März kommenden Jahres gibt es eine Prüfung für die Hündin. Unabhängig davon wird sie auch in den nächsten Wochen und Monaten zwei- bis dreimal wöchentlich gemeinsam ins Hospiz kommen.

Esther Goldberg / 09.11.12 / TA